Bundestagsabgeordnete und KI-Expertin Ronja Kemmer bei Nagolder CDU-Empfang
„Künstliche Intelligenz – aber natürlich! – in der Bildung und für den Mittelstand“ lautete der Titel des diesjährigen Empfangs des Nagolder CDU-Stadtverbands mit der Bundestagsabgeordneten Ronja Kemmer. Nach dem letztjährigen Frühjahrsempfang mit dem bayrischen Ministerpräsidenten a.D. Günther Beckstein zum Thema „Christ und Politik“ in Hochdorf, widmete sich der diesjährige Empfang – Corona-bedingt aus dem Frühjahr in den Herbst als „Herbstempfang“ verschoben – diesem ganz anderen Thema. Zusammen mit der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) Kreisverband Calw-Freudenstadt lud die CDU ins Nagolder Technologiezentrum „Tec21“ auf den Wolfsberg.
Aufgrund der aktuellen Corona-Situation begrüßten die Vorsitzenden Markus Schindele und Carl Christian Hirsch heuer im „hybriden Format“. Das heißt, einige Besucher durften im Einklang mit dem Hygienekonzept direkt im Tec21 teilnehmen, andere verfolgten den Empfang via youtube in einem „Livestream“, der sich großer Beliebtheit erfreute, sodass insgesamt rund 40 Personen teilnehmen konnten. „Das Format passt in die Zeit und bei dem Zuspruch werden wir auch zukünftige Veranstaltungen gerne hybrid durchführen. Gleichwohl haben wir das Tec21 bewusst als Veranstaltungsort für das heutige Thema ausgesucht“, so Hirsch, um sogleich Tec21-Geschäftsführer Christoph Beck die Vorstellung seines Unternehmens zu überlassen. Das ehemalige N.E.T.Z-Gründungszentrum auf dem Wolfsberg zieht heute viele Unternehmen mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen an, darunter Existenzgründer und junge technologieorientierte Ausgründungen von Mittelständlern wie „tapio“ der Homag-Gruppe oder „bim²“ der Meva-Schalungs-GmbH. Und auch die „Olmatic GmbH“, das Startup der drei Gebrüder Olma, wurde im Tec21 gegründet und nutzte diesen Ort der Kreativität und der Innovation, um sich mit anderen Gründern und Mittelständlern zu vernetzen. Patrick Olma stellte das erfolgreiche Startup, das sich mit eigener Hard- und Software im Bereich Energiemanagement betätigt, vor und gab damit ein erstes Praxisbeispiel für Anwendungen Künstlicher Intelligenz (KI). „Mit unserer innovativen Lösung werden Lastspitzen im Energiebereich automatisch durch eine KI erkannt und neben Prozessoptimierung durch den intelligenten Bezug von regenerativen Energieträgern ausgeglichen. Dadurch werden die Energiekosten signifikant reduziert, die Energieeffizienz gesteigert und auch in Bezug auf die gesetzlichen Vorgaben zur Einhaltung der CO2-Einsparung ein nachhaltiger Beitrag geliefert.“, so Patrick Olma, der damit die Überleitung zum Impulsvortrags von Ronja Kemmer herstellte.
Die aus Althengstett stammende Ulmer Bundestagsabgeordnete Ronja Kemmer ist KI-Beauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Obfrau in der abgeschlossenen Enquete-Kommission KI sowie Mitglied der Bundestagsausschüsse „Digitale Agenda“ und „Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung“. Kemmer definierte zu Beginn KI als „von Menschen konzipierte, aus Hardware- und/oder Softwarekomponenten bestehende intelligente Systeme, die zum Ziel haben, komplexe Probleme und Aufgaben in Interaktion mit der und für die digitale oder physische Welt zu lösen. Dazu erfassen, verarbeiten und analysieren KI-Systeme Daten und zeigen ein geeignetes Verhalten zur Lösung und Erfüllung der jeweiligen Probleme und Aufgaben – als regelbasierte und lernende Systeme.“, um dann zu ergänzen „Was also zunächst so fremd klingt, ist längst Bestandteil unseres Alltags geworden“. So gab sie entsprechende Beispiele und einen Ausblick: Im Bildungsbereich gehe es zukünftig auch um KI-gesteuerte Lehrmittel, die die Möglichkeit bieten, das Schreib- und Leseverhalten von Schülern zu analysieren und zu interagieren. Durch Analysen werde Hilfestellung für einzelne Schüler möglich. Daneben könnten beispielsweise Stifte mit KI-basierter Signalverarbeitung und Sensorik dazu beitragen, Rechtschreibung und Schriftbild zu verbessern. Die Einbindung von „Eye-Tracking-Technologie in Lernprozesse“, bei der intelligente Schulbücher Schlüsse daraus ziehen könnten, wie Lernende den Inhalten folgen können und mit welchen Inhalten Lernende Schwierigkeiten haben, wodurch dann besondere Unterstützung geleistet werden könne“, nannte sie als drittes Beispiel. „Klar ist aber auch, Deutschland und Europa haben die Chance, im Bildungsbereich wie im Gesundheitswesen stark aufzuholen. Gleichwohl zeigt uns – insbesondere Lehrern, Schülern und Eltern – aktuell die Corona-Pandemie, wo methodisch-didaktisch und vor allem in der Ausstattung aller Beteiligten jahrelang zu wenig passiert ist“, so Kemmer kritisch.
Für den deutschen Mittelstand und die europäische Wirtschaft zeigte die 31-jährige Abgeordnete die weiteren Chancen auf. „Wir müssen aber als Gesellschaft lernen, den Umgang mit Daten nicht immer nur als Problem zu sehen, sondern einen ethisch verantwortungsvollen, wertebasierten Umgang mit Daten aller Art anstreben. Dabei dürfen wir eben auch im internationalen Wettbewerb nicht zu naiv auf andere vertrauen.“, um anschließend auf die aktuelle Diskussion eines möglichen 5G-Netzbetriebs durch Huawei in Deutschland einzugehen: „Es darf nicht um die nur billigste Lösung gehen. Nokia und Siemens wären mindestens so kompetente und vertrauensvollere Betreiber“, so Kemmer entschlossen. Hierfür erntete sie von zahlreichen anwesenden Mittelständlern großen Zuspruch in der anschließenden Diskussion. „Selbstbewusstsein, Mut und Zuversicht sind aktuell einmal mehr angezeigt. Der heutige Abend strahlt das aus, motiviert und macht Lust auf Zukunft“, so Moderator Carl Christian Hirsch abschließend.